Projekte

DFG-Projekt Rudolf von Ems, 'Barlaam und Josaphat': Edition, Übersetzung, Kommentar

 

Laufzeit: 2019-2021

 

In einem voluminösen Roman von 16164 Versen erzählt Rudolf von Ems, einer der produktivsten Autoren des 13. Jh.s, das Leben des indischen Königssohnes Josaphat: Von seinem Vater von der Welt ferngehalten erkennt Josaphat dennoch bald die Vergänglichkeit des Seins und bekehrt sich nach der Unterweisung durch den Einsiedler Barlaam zum Christentum. Nach vielen Prüfungen wird Josaphat schließlich zum König und bekehrt Indien und sogar seinen starrsinnigen Vater, bevor er sich in die Wildnis zurückzieht und stirbt.

Der Legende liegt die Lebensgeschichte des Buddha zugrunde, die im frühen Indien entstand und dann eine weite Wanderschaft über Sprach-, Religions- und Kulturgrenzen antrat: Vermittelt über persische, georgische, griechische und lateinische Vorstufen, gelangte schließlich um 1220 zu Rudolf von Ems und damit ins deutschsprachige Mittelalter.

So interkulturell ist kaum ein anderer Text der deutschen Literatur. Er war auch ungemein populär und ist bis heute in über 50 Handschriften erhalten, die zwischen dem 13. und 16. Jh. entstanden.

Im Rahmen eines 2018 begonnenen DFG-Projekts wird dieser Text für eine zeitgemäße Edition, die erstmals auch eine Übersetzung in die Gegenwartssprache vorsieht, aufbereitet. Das Projekt erfasst dafür zunächst sämtliche 50 Textzeugen, sortiert sie nach Relevanz, transkribiert die wichtigsten digital und somit weiterverarbeitbar und erstellt aus den Transkriptionen schließlich den Editionstext. Dieser wird mit einem fortlaufenden Kommentar und mit Übersetzung versehen. Die Transkriptionen und weitere Ergebnisse werden digital langzeitarchiviert.

 

 

DFG-Projekt Enzyklopädisches Erzählen. Wissenspoetik im volkssprachigen Roman des Spätmittelalters und der Frühen Neuzeit (14. bis 16. Jahrhundert)

Laufzeit: 2017-2020

Gegenstand des Projekts ist ein Phänomen, das in der Romangeschichte immer wieder auftaucht, zwischen Spätmittelalter und Früher Neuzeit (14.-17.Jh.) indes zu kulminieren scheint: Volkssprachige Romane integrieren Wissen verschiedenster Disziplinen (etwa aus Geographie, Geschichte, Naturwissenschaft, Astronomie und Kosmologie, Mythologie, Philosophie, Theologie, Medizin und natürlich auch Literatur). Sie nutzen dafür ausufernde Lehrgespräche und Digressionen (die selbst wieder neue Digressionen provozieren), verwischen ihr Gattungsprofil und ufern häufig zu monumentalen 'Weltbüchern' aus. Das Projekt untersucht die Formen und Funktionen enzyklopädischen Erzählens im Roman dieser Zeit sowie ihre poetologischen Dimensionen. Unter enzyklopädischem Erzählen werden Schreibweisen verstanden, die einerseits enzyklopädische Wissensbestände narrativ integrieren und transformieren, andererseits auf Methoden, Deutungs- und Ordnungsmuster der zeitgenössischen Enzyklopädik rekurrieren. Der Fokus liegt auf der Frage nach der impliziten Poetik des enzyklopädischen Erzählens.

 

HEiKAexplore-Förderbrücke: Textwelten und Wissensforschung (mit Prof. Dr. Dirk Werle, Heidelberg), 2017/18.

Laufzeit: 2017/2018

Im Rahmen der 2017 bewilligten Förderbrücke werden Projekte verfolgt, die der historischen und systematischen Erforschung von 'Wissen' als dem zentralen Leitkonzept der Wissenschaften einerseits, der modernen Wissensgesellschaft andererseits sowie seiner (text-)medialen Repräsentation und Vermittlung gewidmet sind. Eine besondere Rolle spielen hier Fragen der Erzählforschung, der Fiktionsforschung und der Rhetorik: Welche Arten von Wissen vermitteln Erzählungen? Wie ist das Verhältnis von Wissen und Fiktion zu beschreiben? In welcher Weise dienen rhetorische Verfahren wie etwa Metaphern der Wissenserschließung und -vermittlung? Welchen Bedeutungswandel erfahren Topoi wie z.B. die des Automaten, des künstlichen Menschen oder Cyborgs bis in die Moderne? Ein weiterer Aspekt sind die Voraussetzungen, Implikationen und Medien der Popularisierung von Wissen(schaft).

 

 

HEiKAexplore-Projekt Zukunftswissen. Kontingenz und Prognose in der Literatur des Spätmittelalters und der frühen Neuzeit

Laufzeit: 2018; Projektleiter: Prof. Dr. Mathias Herweg und Prof. Dr. Dirk Werle (Heidelberg), Projektmitarbeiterinnen: Manuela König M.A. (Karlsruhe) und Joana van de Löcht M.A. (Heidelberg)

Im Spätmittelalter und in der frühen Neuzeit werden Techniken, Wissen über die Zukunft zu erlangen und damit Möglichkeiten, die Kontingenz des menschlichen Lebens zu begrenzen, in literarischen und wissensvermittelnden Texten verhandelt. Ziel des Projekts ist es, den Wandel theologischer und mantischer Wissensansprüche über Zukünftiges hin zu naturwissenschaftlichen Modellen auszuloten und deren Einbindung in literarische und nichtliterarische Textwelten zu beschreiben. Das mediävistische Teilprojekt untersucht konkret die Inszenierung von Zukunftswissen im spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Prosaroman, das neugermanistische Teilprojekt erforscht die narrative Vermittlung von Prognosewissen in europäischer Erzählliteratur des 16. bis 18. Jahrhunderts vor dem Hintergrund der Entstehung der modernen Wissenschaft. Beide Teilprojekte schließen chronologisch und thematisch eng aneinander an.