Franz Schnabel als Landespolitiker

Bereits am 10. Mai 1945 hatte die amerikanische Militärregierung Franz Schnabel mit dem Wiederaufbau des Schulwesens in der Pfalz betraut.

 

"Since the break-down of the Third Reich I at first took part in the reorganization of the elementary school system in the then American Zone on the left bank of the Rhine",

schrieb er in seinem der amerikanischen Behörde eingereichten Lebenslauf anläßlich der Wiederverwendung in gleicher Funktion in Baden. Hier war er vom 5. September 1945 bis 31. Oktober 1947 quasi in der Funktion eines Kultusministers tätig. Eine erste Bilanz zog er am 3. November 1945 anläßlich einer Versammlung der Bürgermeister Nordbadens in Mannheim:

 

"Wir haben den Grundsatz durchgeführt, daß kein Lehrer, der jemals Parteimitglied gewesen ist, bei der Grundlegung der neuen Schule mitwirken kann. Mag sein Motiv, warum er beigetreten ist, gewesen sein, welches es wolle - mag er Gefallen gefunden haben an der Prahlerei und an der Plakatierung der Gewalt oder mag er nachgegeben haben aus Gedankenlosigkeit, aus Bequemlichkeit oder aus Streberei - das Vorbild, das er nach dem ausdrücklichen Wortlaut unserer Schulgesetze der Schuljugend zu geben verpflichtet ist, hat er gewiß nicht gegeben." (Generallandesarchiv Karlsruhe 481/79)

 

Über die Situation an den Universitäten im Land äußerte sich Schnabel ähnlich offen:

"Wir wissen, daß die meisten nationalsozialistischen Funktionäre, die in der Zeit von 1933 bis 1945 als Ärzte, als Richter, als Schulmänner und Literaten den deutschen Geist vor der ganzen Welt kompromittiert haben, in der Zeit von 1919 bis 1933 den deutschen Universitäten zum Doktor promoviert worden sind, und man fragt sich mit Recht, ob sie denn dort nie etwas davon erfahren haben, was Wissenschaft denn eigentlich ist."

 


Seine Ausführungen schafften Schnabel nicht nur Freunde und sein Rückzug aus der Landesregierung Nordbadens war letztlich auf Querelen zurückzuführen, die dieser Vortrag vom 3. November 1945 ausgelöst hatten.