Deupmann: Literarische Chinabilder [3.1]

  • Typ: Proseminar
  • Semester: 3
  • Ort: R 016, Geb. 30.91

  • Dozent:

    Dr. Christoph Deupmann

  • SWS: 2
  • LVNr.: 13046
  • Hinweis:

    Veranstaltung für Germanistik (B.A.)

Lange Zeit ist China aus europäischer Perspektive ein Inbegriff und Topos des Fremden, Unverständlichen gewesen – was nicht nur mit der geografischen Ferne und Unvertrautheit des kulturellen Raums, sondern auch mit der ‚Unlesbarkeit’ seiner Zeichen zu tun hat. Neuerdings beginnt sich diese Fremdheit jedoch in einer verstärkten Aufmerksamkeit auf gesellschaftliche, wirtschaftliche und politische Entwicklungen aufzulösen, die in China die heraufkommende ‚Weltmacht’ erblickt. Lange Zeit haben auch chinesische Schauplätze in deutschsprachigen literarischen Texten vor allem der ästhetischen Distanzierung und Verfremdung gedient (vgl. etwa Paul Weidmanns klassizistisches ‚Originaltrauerspiel’ Usanquei, oder die Patrioten in Sina, 1771, und noch Bertolt Brechts Der gute Mensch von Sezuan, 1953). Aber in den Ansichten Chinas, die literarische Texte entwerfen, wird auch eine ‚Imagologie’, werden Topoi und Stereotype ausgebildet, die nur selten auf Erfahrung gegründet sind. Das Seminar will solche ‚Chinabilder’ anhand von Texten und Textproben vom 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart untersuchen. Zur Sprache kommen Texte von Goethe (Chinesisch-deutsche Jahres- und Tageszeiten), Georg Forster, Heinrich Heine (Der Kaiser von China), Hugo von Hofmannsthal (Der Kaiser von China spricht), Franz Kafka (Beim Bau der chinesischen Mauer), Karl Kraus (Die chinesische Mauer), Alfred Döblin (Die drei Sprünge des Wang-lun), Max Frisch (Die chinesische Mauer), Hermann Kinder (Kina, Kina) und Christian Kracht (1979). – Ein genaues Seminarprogramm wird in der ersten Sitzung ausgegeben. Die Lektüre der Romane von Döblin, Kinder und Kracht wird vor Seminarbeginn empfohlen.


Lit. zur Einführung:

Fernöstliche Brückenschläge: Zu deutsch-chinesischen Literaturbeziehungen im 20. Jahrhundert. Hg. v. Adrian Hsia und Sigrid Hoefert. Bern u.a. 1992.