Franz Schnabel als Opfer der Nationalsozialisten

In einer Besprechung von Angelegenheiten der Technischen Hochschule Karlsruhe war am 20. Januar 1936 im Badischen Unterrichtsministerium beschlossen worden, Franz Schnabels Lehrstuhl für Geschichte sowie den seines Kollegen Karl Holl für deutsche Sprache und Literatur einem anderen Fachgebiet zuzuschlagen:

 

"Der ordentliche Professor der Geschichte Dr. Franz Schnabel an der Technischen Hochschule Karlsruhe wurde mit Entschließung des Führers und Reichskanzlers vom 9. Juni 1936 auf Grund von § 4 des Gesetzes über die Entpflichtung und Versetzung von Hochschullehrern aus Anlaß des Neuaufbaues des deutschen Hochschulwesens vom 21. Januar 1935 mit Ende September 1936 von den amtlichen Verpflichtungen entbunden."

(Bad. Minister des Kultus und Unterrichts, 13. Juli 1936, Generallandesarchiv Karlsruhe 466/16505)

 

Die Allgemeine Abteilung, heute würde man sagen Fakultät, zu der auch der Lehrstuhl für Geschichte gehörte, wehrte sich gegen die Zurruhesetzung Schnabels mit dem Verweis auf die Hörerfrequenz seiner Vorlesung. Da Schnabel jedoch tatsächlich aus politischen Gründen entlassen worden war, hatte dieses Argument keinerlei Gewicht. Von 1937 bis 1945 lebte der Karlsruher Historiker zurückgezogen als noch dazu mit Publikationsverbot belegter Privatgelehrter in Heidelberg. Unmittelbar nach Kriegsende bemühte sich die TH Karlsruhe um seine, aber auch die Wiedereinstellung anderer verdrängter Professoren.

"Ich beziehe mich höflichst auf meine Eingabe vom 22. Juli dieses Jahres", schrieb der Rektor der Friderciana an das Badische Ministerium für Kultus und Unterricht am 9. August 1945, "in welcher ich gebeten habe, die zur Ruhe gesetzten Professoren Dr. Gaede (Physik), Dr. Holl (Deutsche Literaturgeschichte, Dr. Pöschl (Technische Mechanik) und Dr. Schnabel (Geschichte) wieder in ihre Ämter einzusetzen. [...] Ich bemerke ferner, daß Herr Prof. Dr. Schnabel vor einigen Tagen selbst ein Gesuch um Wiederaufnahme in den Lehrkörper der TH Karlsruhe eingereicht hat."

(Generallandesarchiv Karlsruhe 235/2478)

 

Da Franz Schnabel am 5. September 1945 zum Landesdirektor der Abteilung Kultus und Unterricht, Landesregierung Nordbaden ernannt worden war, übernahm er an der TH Karlsruhe nur noch Lehraufträge. So las er im stets überfüllten Redtenbacher Hörsaal über "Geschichte und Staatsbürgerkunde" oder "Europäische Geschichte", im Sommersemester 1946 hielt er einen Vortrag über die "Vorgeschichte und Folgen des Jahres 1933".